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Dark Angel - Tödliches Geheimnis (Band 3)
Kommentar zum Buch
In Band 2 konnten Max und ihre Freunde endlich die verschwörerischen Absichten
von Agent White aufdecken und damit die Transgenos in der Öffentlichkeit
rehabilitieren. Nachdem der Konflikt zwischen normale Menschen und Transgenos
beigelegt ist und beide Seiten schon seit einem halben Jahr in Frieden
nebeneinander leben, gilt es nun im dritte Band alle noch offenen Fragen
aus der Serie zu beantworten und die Story abzuschließen. Was steckt hinter
dem Fortpflanzungskult? Was macht gerade Max' so gefährlich für den Kult
und warum soll sie die Menschheit retten?
Allerdings offenbar die Story wie schon im zweiten Band leider ein paar
Schwächen und Ungereimtheiten:
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Als Max und Logan sich versehendlich berühren, stirbt Logan nicht und
es wird festgestellt, dass Max gar keinen Virus mehr in sich trägt. Die
lapidare, unspecktakuläre Begründung liegt in der Berührung des Chamäleon-Transgenos
mit Logan und Max im letzten Band. Der hatte sich damals mehr oder weniger
in Logan verwandelt und dann Max berührt, wodurch er mit dem Virus infiziert
und gestorben war. Nun wird behauptet, dass sich das Virus in Max selbstzerstört
haben muss, da es seinen Auftrag, Logan auszulöschen, in gewisserweise
erfüllt hat. Diese plötzliche und so simple Lösung des Virus-Problems
erscheint mir als Dark-Angel-Fan wirklich etwas unglaubhaft, obwohl der
Ansatz gar nicht mal so schlecht ist. Aber dazu hätte man im zweiten Band
die Figur das Chamäleon-Transgenos und seine Fähigkeiten besser ausarbeiten
müssen, damit es zumindest etwas glaubhaft wird. Auch die Situation, wie
es dazu kommt das Logan und Max sich versehentlich berühren, ist ein unvorstellbarer
Zufall.
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Max und Logan sind vom Virus geheilt und nichts steht ihnen eigentlich
mehr im Weg. Doch dann, unmittelbar bevor beide sich ganz nahe kommen,
offenbart Logan ihr, ein "furchtbares" Geheimnis, das er die ganzen Jahre
verschwiegen hat. Und durch diese Sache, die dem Leser banal und unbedeutend
erscheinen mag, fühlt sich Max auf einmal dermaßen von Logan hintergangen,
dass sie tatsächlich an ihrer Freundschaft zweifelt und ihn wütend verlässt.
Man hat unweigerlich den Eindruck, dass diese Wendung nur eingebaut wurde,
damit Logan und Max noch nicht sofort am Anfang des Buches zusammenkommen
und die Geschichte noch weiter geht. Dafür hätte man sich aber etwas
viel ungeheuerlicheres einfallenlassen können als dieses fadenscheinige
Geheimnis, was sich übrigens auf Band 1 bezieht.
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Um Logan zu entführen, heuert White eine Straßengang in Seattle an. Später
übernimmt er Logan und bringt mit seinem Kult die ganze Gang um. Hätte
da White nicht gleich Logan selbst entführen können? Und woher kannte
White überhaupt Logans neues Versteck?
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Im Buch wird plötzlich behauptet, dass Logan neben seinem verstorben Onkel
Jonas noch einen anderen viel reicheren Onkel hat. Der soll Milliardär
und mit Logan gut befreundet sein. Das kommt einem seltsam vor, wenn man
bedenkt, dass Logan in der Serie kein Geld mehr hatte und deshalb sogar
seine Kunstobjekte verkaufen musste. Wie dieser krasse Gegensatz bestehen
konnte, hätte man zumindest irgendwie begründen können.
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Es wird nicht begründet, warum sich einige der Kultanhänger ausgerechnet
bei Logans reichem Onkel herumtreiben. Woher sollten sie wissen, dass Max
hier vorbei kommen würde? Warum lassen sie Max beim ersten Besuch wieder
unbehelligt abziehen? Woher kannten der Kult den Aufenthaltsort von Whites
Sohn Ray und warum kannte ihn White dann nicht selber? Alle diese Fragen
ergeben sich beim Lesen des Buches und es wird überhaupt nicht versucht,
diese zu klären.
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Unlogisch ist auch der Geiselaustausch von Logan gegen Ray. Anstatt einen
neutralen Übergabepunkt zu vereinbaren, begibt sich Max direkt zur Hochburg
des Kultes und somit sich selbst in höchste Gefahr. Warum sollte sie das
tun, zumal sie zu diesem Zeitpunkt bereits um ihre wichtige Bedeutung bei
der Rettung der Menschheit weiß.
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Das Finale ist etwas unspektakulär geraten. Anstatt sich in die Hochburg
des Kultes zu schleichen und dort hinter seine Geheimnisse und Pläne zu
kommen, konfrontiert Max die Anhänger direkt schon vor der Eingangstür.
Eigentlich eine ausweglose Situation sollte man meinen, als sie von zahlreichen
Kultmitgliedern umstellt wird. Aber anstatt ihre ärgste Feindin gleich
zu töten oder zumindest gefangenzunehmen, stehen die nur tatenlos um sie
herum, bis hunderte Transgenos aus dem Wald heranstürmen und die Kultanhänger
angreifen.
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Max' besonderer Bedeutung: Ein Kultanhänger behauptet, dass ein Komet,
der noch an diesem Abend an der Erde vorbeifliegen soll, Biotoxine enthält
und mit seinem Gift die Menschheit auslöschen wird. Nur die Kultanhänger
und Transgenos würden dies überleben. Allerdings wurde Max von ihrem
Schöpfer Sandeman mit dem passenden Antigen ausgestattet, so dass man
aus ihrem Blut einen Impfstoff für die Menschheit gewinnen kann. Das klingt
so absurd und kitschig, dass man am Ende schon fast froh ist über die
unspektakulär Auflösung. Als der Komet an der Erde vorbei zieht, passiert
einfach nichts, keiner stirbt. Die fanatischen Kultanhänger hatten sich
einfach was vorgemacht. Das ist natürlich eine vernünftige Erklärung,
wodurch aber alle Kultanhänger als Verrückte abgestempelt werde und leider
auch Max' Rolle völlig belanglos wird und gerade davon hatte man sich
doch als Fan etwas mehr erhofft.
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Es war zwar eine gute und naheliegende Idee, dass Lydecker irgendwie wieder
auftaucht, aber wie das im Buch umgesetzt wurde, ist ziemlich enttäuschend.
Eine etwas größere Rolle, die vorallem etwas zur Handlung beitragen darf,
wäre wünschenswert gewesen.
Wie schon der zweite Band hinterlässt auch dieses Buch einen zwiespältigen
Eindruck. Zum einen ist man als Fan froh, dass die Story endlich zu Abschluss
gebracht, die meisten offenen Fragen beantwortet und Max und Logan endlich
zusammengekommen sind. Zum anderen wird man aber mitunter auch etwas enttäuscht
darüber sein, wie die Geheimnisse um den Schlangenkult und die besonderen
Bedeutung von Max aufgeklärt wurden. Viele Fans hatten vielleichte eine
mystischere Geschichte erwartet, angefangen von Max rätselhaften Symbolen
auf ihrer Haut über die grausamen Rituale des Kultes bis zum ungeklärten
Verschwinden von Sandeman. Gerade dabei hoffte man doch irgendwie auf eine
spannende Suche nach dem Schöpfer von Manticore, der alle Fragen
beantworten und zudem Max von dem Virus befreien könnte. Auch ein spektakulärer
Endkampf mit White und den Anführern des Kultes wäre sicherlich wünschenswert
gewesen.
Dennoch muss man sagen, dass dieses Buch, trotz seiner Schwächen, den
langersehnten, gewissermaßen offiziellen Abschluss von "Dark Angel" bildet.
Deshalb werden eingefleischte Fans auch am dritten Band wohl nicht vorbeikommen.
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